Der Goldpreis hat in Euro ein neues Allzeithoch erreicht. Auch am US-Futures-Handel gab es vergangene Woche starke Bewegungen. Was geschieht jetzt?
Gold profitiert
Die anhaltenden geopolitischen Spannungen im Nahost-Konflikt bestimmten auch vergangene Woche das Goldpreis-Momentum. In Erwartung einer bevorstehenden Bodenoffensive Israels in den Gazastreifen, führten noch einmal zu einer Kapitalflucht aus den Aktienmärkten und in vermeintlichere „sichere Häfen“ und in Liquidität.
In diesem Umfeld profitierte vor allem Gold. Dagegen konnten Staatsanleihen kaum profitieren, denn die Renditen hielten sich auf hohem Niveau. So kratzten die entsprechenden Marktzinsen in den USA vergangene Woche an der Marke von 5 Prozent und liefen damit auf eine neues Jahreshoch. Impulse erhielt aber auch der Bitcoin-Kurs, der seit dem September-Tief wieder um fast 20 Prozent zugelegt hat.
CoT-Daten
Was geschah vergangene Woche im Handel mit Gold-Futures? Dazu betrachten wir die aktuellen CoT-Daten mit den Positionen der größten Händlergruppen per 17. Oktober 2023. Und hier setzte zeigt sich ungeheure Dynamik der jüngsten Marktentwicklung. Denn die Netto-Short-Position der „Commercials“ stieg um 41 Prozent auf 127.999 Kontrakte.
Auf der Gegenseite schoss die Netto-Long-Position der „Großen Spekulanten“ um 57 Prozent nach oben auf 112.738 Kontrakte. Dabei wechselte die Untergruppe des „Managed Money“ (Hedgefonds, Investmentgesellschaften) wieder auf die Käuferseite. Denn nun sehen wir hier wieder eine Netto-Long-Position von 15.103 Kontrakten, nachdem diese Spekulanten zuvor zwei Woche in Folge „netto-short“ positioniert waren.
Open Interest
Der Open Interest nahm gegenüber Vorwoche nur um 0,7 Prozent zu auf 439.581 Kontrakte. Das lässt darauf schließen, dass es die große Umschichtungen zunächst vor allem innerhalb der Händlergruppen gab. Allerdings stieg die Summe aller offenen Gold-Kontrakte dann bis zum Handelsschluss am Freitag deutlich an. Denn es ging um 4,6 Prozent nach oben auf 460.008 Kontrakte. Somit stiegen bis zum Wochenende bei steigendem Goldpreis zahlreiche Händler in den Gold-Futures-Handel ein.
Mehr Short-Optionen
Auch der Open Interest im Handel mit Gold-Optionen an der COMEX ist noch einmal gestiegen. Im Vorwochenvergleich ging es um 6,6 Prozent nach oben auf 1.048.764 Optionen. Dabei stieg die Put/Call-Ratio kräftig auf 0,51 zu (Vorwoche: 0,465). Das heißt, auf 100 Put-Optionen kamen zuletzt 196 Call-Optionen (Vorwoche: 215). Damit spekulieren jetzt wieder mehr Optionshändler auf einen kurzfristig fallenden Goldpreis – wobei der Optimismus weiter deutlich überwiegt.
Goldpreis-Entwicklung
Der Goldpreis beendete die Handelswoche im US-Futures-Handel mit 1.993 US-Dollar pro Unze (Dezember-Kontrakt). Damit erreichte Gold den höchsten Stand seit dem 31. Juli 2023. Am Freitag passierte das Edelmetall bereits kurzzeitig wieder die Schwelle von 2.000 US-Dollar.
Auf Euro-Basis sehen wir mit 1.882,58 Euro per Wochenschluss ein neues Allzeithoch. Gegenüber Vorwoche ging es für die Dollar-Notierung noch einmal um 2,5 Prozent nach oben. Auf Euro-Basis sprang der Goldpreis sogar um 5,1 Prozent nach oben. Der Futures-Preis notierte zuletzt noch 13 US-Dollar über dem Spotkurs.
COMEX-Gold-Lager
Unterdessen sanken die Goldbestände in den COMEX-Tresoren gegenüber Vorwoche noch einmal kräftig um 480.000 Unzen auf 19,83 Millionen Unzen (Vorwoche: -430.000). Dabei nahmen die zur sofortigen Auslieferung an Kunden verfügbaren Gold-Bestände der Kategorie „eligible“ um 450.000 ab auf 9,85 Millionen Unzen (alle Zahlen gerundet).
Erkenntnis: Bei einem Open Interest von 460.008 Kontrakten wurden Ende der Woche insgesamt 46.000.800 Unzen Gold in Form von Standard-Futures gehandelt (100 Unzen pro Vertrag). Das heißt, der Gold-Futures-Handel an der COMEX war offiziell noch zu 43,1 Prozent mit entsprechenden Lagerbeständen gedeckt (Vorwoche: 45,8 %).
Lieferanträge
Diese Unterdeckung wird vom Börsen-Betreiber damit gerechtfertigt, dass nur ein Bruchteil der Futures-Verträge tatsächlich physisch abgewickelt werden. Das heißt, am Ende des Kontrakt-Monats schließen die Parteien ihre Positionen hauptsächlich per Barausgleich. Wie hoch der Anteil ist, kann man ebenfalls aus einer wöchentlichen Pflichtmitteilung ersehen.
So meldete die Börsenaufsicht CFTC nun für den Kontraktmonat September nun 10.877 Anträge auf physische Auslieferung von Gold. Damit kamen in der vergangenen Woche nur 1.216 hinzu (Vorwoche: +424). Zum Vergleich: Im September waren es insgesamt 4.913. Dagegen lag die Summe im bisherigen Rekordmonat (Juni 2020) bei 55.102 Anträgen auf physische Auslieferung des als Futures gehandelten Goldes.
Goldpreis-Ausblick
Mit dem Anstieg des Open Interest bei gleichzeitig stark steigendem Goldpreis ist ein Zeichen zunehmender Marktstärke bei Gold. Aber in der Handelswährung US-Dollar hat der Goldpreis sein altes Rekordhoch noch nicht erreicht. Auf Basis der US-Futures liegt es bei 2.069,40 US-Dollar und stammt vom 6. August 2020. Der Abstand beträgt derzeit noch 3,8 Prozent. In diesem Bereich wird Gold also auf einen hartnäckigen technischen Widerstand stoßen.
Nun stehen in der kommenden Woche an der COMEX die Verfallstermine an. So werden am kommenden Freitag die Dezember-Kontrakte letztmalig gehandelt. Und natürlich steht der Nahost-Konflikt weiterhin im Zentrum der Anlageentscheidung vieler Investoren. Eine gewisse Entspannung, etwa im Rahmen des für Samstag anberaumten Friedensgipfel in Ägypten, könnten beim Goldpreis kurzfristig zu einer (kräftigen) technischen Gegenbewegung führen. Dieses Szenario sollte man zumindest auf dem Schirm haben.
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Author: Roberto Booth
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