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Deutsche Meisterschaft in Hannover: "Frauen-Rugby boomt weltweit"


Stand: 14.07.2023 16:54 Uhr

Am Wochenende kämpfen in Hannover zwölf Frauen-Mannschaften um die Meisterschaft im 7er-Rugby. NDR Niedersachsen hat mit Julián de Riva vom SV Odin über Hannover als Rugby-Stadt und die Faszination des Sport gesprochen.

Julián de Riva ist Leiter der Rugbyabteilung des SV Odin in Hannover. Der Verein richtet das Turnier aus. Im Interview verrät er mehr über seine Leidenschaft.

Der SV Odin selbst ist zwar knapp in der Qualifikationsrunde ausgeschieden - richtet das Turnier dennoch "mit Stolz" aus, wie der Verein auf seiner Homepage schreibt. "Als Rugbyverein mit großer Tradition wollten wir diese Endrunde unbedingt ausrichten", sagte Julián de Riva, Odins Abteilungsleiter, während der Vorbereitungszeit zum Turnier. "Uns gibt es seit 1905, doch erst 2018 haben wir ein Damenteam gegründet. Wir stehen voll hinter dem Frauenrugby, holen die Deutsche Meisterschaft jetzt nach Hannover und möchten weiterhin Werbung für diesen tollen Sport machen." Denn mit Germania List ist Hannover durchaus mit einer Mannschaft vertreten. Und der SV Odin hat mittlerweile mit Lotte Marquardt sogar eine Nationalspielerin in seinen Reihen.

Am Wochenende spielen bei Ihnen Frauen-Rugby-Teams um die Deutsche Meisterschaft: Männer-Rugby hat der ein oder andere vielleicht schon mal im Fernsehen gesehen. Was ist das Besondere am Frauen-Rugby?

Julián de Riva: Das Besondere für Laien ist, dass Frauen diesen Kontaktsport betreiben. Man glaubt, Rugby ist reine Männersache. Das ändert sich aber hoffentlich. Der Frauen-Rugby boomt seit Jahren weltweit und das Wachstum in Deutschland ist auch enorm. Besonders die schnelle olympische Variante (7er-Rugby) ist für den Zuschauer, der sich mit Rugby noch nicht gut auskennt, sehr attraktiv. Was Rugby faszinierend macht, gilt für Frauen genauso wie für Männer.

Wie viele Zuschauer erwarten Sie als Ausrichter der Meisterschaft?

De Riva: Wir denken, dass wir über die zwei Turniertage die 1.000er-Marke knacken.

Rugby ist ja immer noch eher eine Randsportart. Wie entwickelt sich der Sport in Niedersachsen bei Männern und bei Frauen?

De Riva: Wir sind wieder auf dem guten Weg. Jahrelang wurde in einigen Vereinen der wichtigste Bereich etwas aus dem Fokus genommen, nämlich die Jugend. Man hat daraus gelernt und heute steckt man viel mehr Energie in den Nachwuchs. In Hannover bilden wir Spielgemeinschaften unter den verschiedenen Vereinen, um den Spielbetrieb der Jugend zu ermöglichen. Die Kooperation läuft sehr gut.

Es heißt, Hannover sei eine Rugby-Hochburg: Ist das richtig? Und wenn ja, wie erklären Sie sich das?

Bei der EM in Hamburg kamen die deutschen Frauen im 7er-Rugby auf den 7. Platz- immerhin die beste EM-Platzierung einer deutschen Frauen-Auswahl seit 2011.

De Riva: Das ist richtig. Rugby ist in Hannover eine alte Tradition, damals durch den Einfluss der Briten. Hannover hatte über einen Großteil des 20. Jahrhundert bis zu elf Rugby-Vereine, davon sind heute noch sechs aktiv, von der Verbandsliga bis zur Bundesliga. Wir haben auch den Rekordmeister Victoria Linden mit 20 Titeln und den ältesten Rugby-Verein Deutschlands, den Deutschen Sportverein Hannover, der 1878 gegründet wurde. Auch andere Vereine wie der SV Odin und der Deutsche Rugby Club in Ricklingen holten sich bis zu fünf Meisterschaften.

Was macht Rugby für Sie so faszinierend?

De Riva: Rugby ist viel mehr als ein Sport. Rugby ist eine Lebensphilosophie. Es geht um Disziplin, Respekt, Integrität, Solidarität und große Leidenschaft. Das sind die sogenannte Rugby-Werte, die wir versuchen, unserer Jugend beizubringen. In einer Rugbymannschaft gibt es eine Position für jede Körpergröße. Groß und klein, dicker und dünner. Es ist ein Kontaktsport, wo es richtig zur Sache geht, aber immer nach strengen Regeln, Fair Play wird großgeschrieben. Die dritte Halbzeit, in der beide Mannschaften auf ein kaltes Getränk zusammenkommen, ist ein Muss. Eine Klatsch-Gasse nach dem Abpfiff ist selbstverständlich. Der Schiedsrichter wird gesiezt, und nur der Kapitän darf ihn ansprechen. Es ist außerdem wissenschaftlich bewiesen, dass Rugby ein erfolgreiches Mittel für Gewaltprävention und Integration ist. Wir vom SV Odin sind mit dieser Devise seit über 20 Jahren im Einsatz in den Schulen, und die Schulleiter wollen einfach immer weitermachen. Leider fehlt uns zum Teil die dafür nötige Finanzierung.

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Wissenswert

Wie sind Sie zum Rugby gekommen?

De Riva: Ich habe tatsächlich in Deutschland angefangen. Damals als Student in Stuttgart. Ich kam auf den Sportplatz und der britische Trainer dort sagte mir: "Welcome to best sport in the world." Ich habe es damals nicht verstanden, heute sage ich das jedem und jeder, der oder die zum Rugby kommt.

Was wünschen Sie sich für den Rugby-Sport für die Zukunft?

De Riva: Ich wünsche mir, dass trotz der Professionalisierung des Sports seit den Neunzigerjahren, der Rugby-Spirit so bleibt, wie er ursprünglich war. Denn die Werte, die Rugby vermittelt, sind in unserer heutigen Welt wichtig wie noch nie. Wäre jeder Mensch ein Rugby-Spieler, die Welt wäre ein besserer Ort zum Leben.

Das Interview führte Marc Wichert von NDR.de.

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Die Deutsche Meisterschaft findet am 15. und 16. Juli beim SV Odin statt. Das Turnier beginnt am Samstag um 11 Uhr und endet um 17 Uhr. Am Sonntag geht es um 9 Uhr weiter, Siegerehrung ist um 15 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Adresse:
Sportverein Odin von 1905
An der Graft 1
30167 Hannover

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Author: Shawn Petty

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